Liebe Leser,
kennt Ihr die traurige Geschichte des "Manns des Lochs" (Man of the Hole, índio do buraco (port.))?
Kein Mensch kannte seinen richtigen Namen, also wurde er so genannt, weil er schmale und tiefe (ca. 2m) Löcher grub, um darin wilde Tiere zu fangen. Oder die Löcher hatten eine spirituelle Bedeutung, denn er grub sie in seiner Hütte, bevor er diese verließ, um sich an einer anderen Stelle niederzulassen. 14 solcher Löcher wurden angeblich gefunden. Man weiß nicht einmal, welche Sprache er gesprochen hatte oder wie sein Volk sich selbst genannt hatte.
Er hatte ein grausames Schicksal zu ertragen. In den frühen 1960er Jahren geboren (natürlich nur geschätzt), entstammte er einem sog. "unkontaktierten" Volk (also Ureinwohner, die (fast) nie Kontakt mit modern lebenden Menschen hatten) im brasilianischen Urwald, der Terra Indígena Tanaru, nahe der Grenze zu Bolivien. Es gibt in dieser Region Rinderfarmen, außerdem illegale Abholzungen und illegalen Bergbau.
Schon in den 1970er Jahren wurde ein Großteil seines Volkes von Siedlern getötet, wie auch viele andere indigene Völker damals Opfer eines Genozids aus Gier um Land und Geld wurden. Um 1995 wurden dann alle seine übrigen Familien- oder Stammesmitglieder von kriminellen Minenarbeitern ermordet. Nur er überlebte das Massaker und lebte seither alleine im Urwald, wobei er oft seinen Standort wechselte und stets den Kontakt zu anderen Menschen mied.
Er war wohl der einsamste Mensch der Welt.
Eine seiner Behausungen.
https://www.survivalinternational.de/indigene/brasiliens
Seit 1996 beobachtete die FUNAI (Fundação Nacional do Índio, die bras. Behörde für Indigene Angelegenheiten) ihn aus der Ferne. 2004 hatte er einmal einen FUNAI-Mitarbeiter, der sich zu nahe gewagt hatte, mit einem Pfeil angeschossen und verwundet. Auf dem ca. 8000ha großen Schutzgebiet, das die brasilianische Regierung 2007 eingerichtet hatte, durfte er sich frei bewegen, trotzdem kam es zweimal (2009 und 2018) zu Angriffen von bewaffneten Siedlern, die der letzte seine Volkes aber überlebte.
26 Jahre lebte er komplett isoliert als Jäger und Sammler, sammelte Beeren und Honig, und pflanzte Maniok und Mais an. Es war ihm aber offenbar bewusst, dass er beobachtet wurde. FUNAI hinterließ hie und da Werkzeuge oder Saatgut als Geschenk. Manchmal wies er die Beobachter auf Fallen von ihm (zur Verteidigung oder zur Jagd) hin.
Der Anthropologe Vincent Carelli hatte 2011 ein seltenes Foto seines Gesichts machen können (=Screenshot vom unten verlinkten Video).
https://www.bbc.com/news/world-latin-america-62712318
2022 ist er schließlich gestorben, sein Alter wurde auf 60 Jahre geschätzt. Ein FUNAI-Mitarbeiter fand seinen Leichnam in seiner Hütte, in einer Hängematte liegend, mit Papageienfedern geschmückt, so als habe er erwartet zu sterben. Man fand keine Anzeichen von Gewalteinwirkung. Zumindest sein Tod war friedlich. Nach langem Hin und Her gegen den Widerstand der Siedler wurde auch erlaubt, dass sein Leichnam in einer seiner Hütten begraben wurde.
Damit ist dieses Volk, seine Sprache und Kultur, endgültig ausgestorben. Als ob das nicht schlimm genug wäre, sind auch andere Völker jetzt gerade dabei, auszusterben, weil ihre letzten Rückzugsorte zerstört werden! Daher dieser Aufruf zum Mitmachen:
https://handeln.survivalinternational.de/page/151834/action/1
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_letzte_Tanaru
https://www.sciencealert.com/amazing-rare-footage-shows-last-living-member-isolated-amazon-tribe-man-hole-rondonia-tanaru-funai-survival
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/indigener-tot-amazonas-voelkermord-101.html
https://www.sueddeutsche.de/panorama/brasilien-amazonas-regenwald-indigene-voelker-tanaru-letzter-ueberlebender-1.5691307
Video vom letzten Tamaru:
Sammlung außergewöhnlicher Menschen:
https://peakd.com/hive-110144/@stayoutoftherz/aussergewohnliche-menschen