Der Kühlschrank leer, also einfach Essen bestellen? Lebensmittel aller Art im Supermarkt immer zu bekommen? Licht, Heizung und warmes Wasser als Selbstverständlichkeit? Etwas anderes kennen wir gar nicht. Und wenn, dann höchstens aus Berichten oder Erzählungen von früher. Doch was wir heutzutage als „normal“ erachten, muss nicht zwangsläufig so bleiben. Und in jener fernen Zeit, hatte auch Vorausplanung, Bevorratung und Vorbereitung einen anderen Stellenwert als heute. Wie viele sind heute noch vorbereitet und könnten eine Zeit ohne Supermarkt etc. auskommen?
Früh auf dem Weg zur Arbeit schnell einen Caffe latte „to go“ – natürlich Fairtrade und mit Bio-Soja-Milch – und ein veganes Brioche-Kipferl holen. Zum Mittagessen gibt es nur irgendetwas schnelles zwischendurch. Am Abend nach der Arbeit oder dem Yoga-Kurs, gibt es ein Fertiggericht oder weil im Kühlschrank bis auf Red Bull und Prosecco gerade wieder einmal gähnende Leere herrscht, bestellt man sich geschwind etwas, denn bevor man die kostbare Feierabendzeit in der Küche verbringt, ist dies allemal einfacher – zumal ohnehin nichts Essbares zur Hand ist.
Es gibt eh immer alles
Dass dabei der Kaffeebecher angeblich aus ökologischem Bambus ist und auch das Fertigessen hochwertig und kein billiger Instant- oder Fast-Food-“Fraß“ oder bei der Essensbestellung auf ein Lokal mit Qualität geachtet wurde und es sich nicht um den üblichen Einheitsbrei handelt, täuscht dennoch wenig darüber hinweg, dass wesentliche Fertigkeiten des Lebens und auch Überlebens auf den Altären der Moderne des 21. Jahrhunderts geopfert wurden und verloren gegangen sind. Denn die Frage, was passiert, wenn der Lieferdienst nichts bringt, die Supermärkte überraschend geschlossen haben, wagt man sich gar nicht zu stellen.
Schon Feiertage ein Problem
So überraschen schon die regelmäßigen Berichterstattungen über endlose Schlangen vor Supermärkten, wenn wieder einmal ein Feiertag ist und die gefühlte halbe Wiener Stadtbevölkerung zu den wenigen offenen Märkten in Bahnhöfen stürmt. Wenn ein Wiener Gratisblatt am Pfingstmontag dieses Jahres titelt „Massenansturm! Wiener belagern Billa-Filiale am Feiertag“, stellt sich eigentlich nur die Frage, wieso? Hatten alle nichts mehr zum Essen daheim? Sagte sich überraschend Familienbesuch an – bei einigen Wiener Familien mag es sich da durchaus um dutzende Verwandte handeln, die das Feiertagskontingent an Vorräten überstrapazieren – oder handelt es sich um Fälle von mangelnder Vorausplanung, verloren gegangener Kontrolle über das Leben oder lediglich um ein Luxusproblem und eine neue Art der Freizeitgestaltung?
Gerade letzteres ist vermutlich nicht anzunehmen. Eher, dass sich in einer Wegwerfgesellschaft, in der immer Überfluss geherrscht hat, weil alles billig und zu jeder Zeit verfügbar war, einfachste Verhaltensweisen des vorausschauenden Denkens und Planens verabschiedet haben. Wenn „überraschende“ Feiertage schon zum Problem der Versorgung werden, mag man sich gar nicht ausmalen, was passiert, sollte es wirklich ernst werden und zu einem Blackout oder einem anderen Katastrophenfall kommen, wo nichts mehr geht.
Reine Wegwerfgesellschaft
Dabei hätte die Menschheit ohne Vorratshaltung und Planung kaum bis zum heutigen Tag überlebt. Noch die Großeltern und Ur-Großelterngeneration waren da aus anderem Holz geschnitzt. Allein der Garten diente kaum nur der Beherbergung des Pools und einiger Ziersträucher, sondern wurde aktiv genutzt, um den Speiseplan im Winter aufzubessern und sich mit frischem Obst und Gemüse zu versehen. Was nicht sofort verbraucht wurde, wurde eingekocht, eingelegt oder anderweitig haltbar gemacht. Man wusste auch noch um die Bedingungen für die Lagerung. Dass es zum Beispiel Erdäpfel eher dunkel und kühl haben, um genießbar zu bleiben oder dass man Karotten in feuchten Sand stecken kann und sie so auch bei kühler Lagerung bis zum nächsten Frühjahr halten können.
In Zeiten der ständig gefüllten Supermärkte spielt dies natürlich keine Rolle. Ein achtsamer Umgang mit Lebensmitteln ist nicht nötig, was verdirbt – weil falsch gelagert – wird einfach entsorgt. Dieses Problem betrifft aber auch andere Bereiche, von Kleidung, über Haushaltsgeräte und dergleichen. Dabei lassen sich interessanterweise deutliche Unterschiede feststellen.
Untersuchungen von Mülldeponien auf dem Gebiet der ehemaligen „DDR“ zeigten etwa, dass sich nach 1989 die Zusammensetzung und auch die anfallende Müllmenge deutlich veränderte. So kamen Plastik, Glas, Papier, Pappe kaum vor. Einerseits durch Mehrwegverpackungen und auch durch das SERO-Recyclingsystem, durch das die rohstoffarme DDR versuchte, Wertstoffe zentral zu sammeln und wiederzuverwerten. Hingegen war der Anteil des Feinmülls, also Asche, deutlich höher. Schon kurz nach dem Mauerfall bis 1991 sank dessen Anteil jedoch um über 50 Prozent – ein Zeichen, dass viele die Beheizung auf Öl oder Gas umgestellten. Plastik- und Verpackungsmüll nahm im Gegenzug stark zu. Man war in der Wegwerf- und Konsumgesellschaft angekommen. Statt reparieren und Langlebigkeit setzten sich Wegwerfen und Neukaufen durch.
Keine Selbstverständlichkeit
Während heutzutage schon kochen, backen oder das simple Annähen eines Knopfes viele womöglich vor nahezu unlösbare Probleme stellt, gibt es schon seit längerem eine Gegenbewegung, die altes Wissen und Techniken hochhält und bewahrt. Vor allem in den USA ist schon geschichtlich bedingt eine Do-it-yourself-Mentalität erhalten geblieben. Der sogenannte Pioniergeist, als man mit eigenen Händen Land urbar machte, sich eine Wohnstätte errichtete und selbst sein eigener Zimmermann, Tischler, Fleischhauer, Bäcker, Koch, Schneider und vieles mehr sein musste.
Wobei sich vermutlich die wenigsten in das karge und entbehrungsreiche Leben zurücksehnen, ist es jedoch nicht verkehrt, nicht alles als selbstverständlich zu erachten. Viele Dinge gewinnen einen ganz anderen Wert, wenn man sie der Natur “abringen” muss, anstatt sie als gegeben hinzunehmen in jedem x-beliebigen Supermarkt kaufen zu können. Spare in der Zeit, so hast du in der Not, lautet ein geflügeltes Sprichwort. Dies beinhaltet jedoch auch, sich vorzubereiten, Vorräte anzulegen und sich Alternativen zu überlegen, um über die Runden zu kommen, sollte doch der Fall der Fälle eintreten. Wenn die Supermärkte geschlossen und leergeräumt sind. Kein Strom aus der Steckdose kommt. Die Heizung nicht funktioniert und auch der Wasserhahn trocken bleibt.
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