english summary: please scroll down
Liebe Leser,
gestern war wieder ein "Block&Wine" Meetup von der "Blockchain Community Vienna", das 113. seiner Art! Location war einer der Eventräume des Wexelerate. Es war freier Eintritt, ausserdem gab es Wein und Pizza!
Wie immer gab es reichlich Gelegenheit zum netzwerken, es waren ca. 30-40 Leute anwesend.
Das Thema war diesmal Smart Contracts aus rechtlicher Sicht.
Dazu hielt Dr. Martin Hanzl, Rechtsanwalt bei EY Law einen Vortrag. EY Law ist eine Anwaltsfirma, die mit Ernst & Young assoziert ist und sich unter anderem auf Blockchainrecht spezialisiert hat und Rechtsberatung in diesem noch recht jungen Gebiet anbietet. Er ist auch Projektleiter für "Blockchain und Smart Contract" beim ELI, dem European Law Institute, in dem Richtlinien für Smart Contracts aus rechtlicher Sicht erarbeitet wurden und demnächst auf deren Seite publiziert werden. Diese Richtlinien sollen einen Rahmen liefern und rechtliche Sicherheit sowohl für Smart Contract-Entwickler, aber auch für die Benutzer bieten.
Smart Contracts sind letztlich Programmcodes, die die Logik vertraglicher Regelungen abbilden, meist in Form einer Wenn-Dann-Beziehung und ersetzen so herkömmliche Verträge (bei weit geringerem bürokratischen Aufwand).
Was ich mir vom Vortrag behalten habe (leider nicht allzu viel): Zunächst einmal muss man zwischen "Smart Legal Contracts" und "Transacting Smart Contracts" unterscheiden. Nur erstere entstehen durch bzw. konstituieren eine rechtliche bindende Willenserklärung, während die zweite Gruppe rein der Automatisierung technischer Abläufe dient oder separat einen Off-Chain-Vertrag hat.
Vieles ist bei Smart Contracts (noch) in einer Grauzone, z.B. ist es bei einem dezentralen Smart Contract nicht so einfach, den Rechtsstandort zu bestimmen. Daher gilt wohl das Recht der Länder, aus denen die Vertragspartner kommen. In Österreich gilt übrigens das Zivilrecht (ABGB).
Eine der vom ELI erarbeiteten Richtlinien (es gibt auch ein ALI, das mit dem ELI zusammenarbeitet und den amerikanischen Raum abdeckt): Bei einem Smart Contract kann im B2B-Bereich die Vertragssprache festgelegt werden als die benutzte Programmiersprache, im B2C-Bereich sollte aber bei Smart Contracts immer eine Übersetzung für die Konsumenten in einer natürliche Sprache vorhanden sein.
Apropos Konsumenten: Konsumentenschutz geht über Smart Contract, d.h. es sollte in einem Smart Contract der Konsumentenschutz nicht eingeschränkt und Konsumenten dürfen gegenüber einem Off-Chain-Vertrag nicht benachteiligt werden. Wie das in der Praxis umsetzbar ist, ist natürlich eine andere Frage.
Soweit ich das verstanden habe, sind all diese Richtlinien rechtlich nicht bindend, aber im Fall einer gerichtlichen Auseinandersetzung würden sie höchstwahrscheinlich bei der Urteilsfindung zur Anwendung kommen. Bislang gab es (in Österreich) noch keinen einzigen Prozeß über Smart Contracts (einige Fälle wurden außergerichtlich geeinigt). In einem Fall hatte ein Nutzer geklagt, dass die versprochenen Tokens nicht die Eigenschaften aufgewiesen hatte, wie sie beim Airdrop versprochen worden waren.
Nach einer ausgiebigen Diskussion wurde ein Live-Übertragung zum gerade laufenden Chainlink Smartcon-Kongress geschaltet (die sog. "Watchparty"), die aber überwiegend ignoriert wurde.
Irgendwann kamen dann auch Pizzen angeliefert, auf die sich die hungrigen Krypto-Enthusiaten stürzten.
In Summe war es ein cooler Event und ich konnte auch etwas Werbung für Hive machen (das natürlich keiner gekannt hatte).
Der Artikel ist keine Rechtsberatung.
English summary:
Yesterday there was a lecture about Smart Contracts by an Austrian attorney at law from EY Law.
He is also the project leader for "Blockchain and Smart Contract" at ELI, the European Law Institute, where guidelines for smart contracts from a legal perspective have been developed and will soon be published on their site. These guidelines are intended to provide a framework and legal certainty for both smart contract developers, but also for users.
Smart contracts are ultimately program code that maps the logic of contractual provisions, usually in the form of an if-then relationship, and thus replace traditional contracts (with far less bureaucracy).
What I retained from the lecture (unfortunately not too much): First of all, one has to distinguish between "Smart Legal Contracts" and "Transacting Smart Contracts". Only the former are created by or constitute a legally binding declaration of will, while the second group is purely for automating technical processes or separately has an off-chain contract.
Much is (still) in a gray area with smart contracts, e.g., it is not so easy to determine the legal location for a decentralized smart contract. Therefore, the law of the countries from which the contract partners come probably applies.
One of the guidelines developed by the ELI (there is also an ALI that cooperates with the ELI and covers the American area): For a smart contract, in B2B, the contract language can be specified as the programming language used, but in B2C, smart contracts should always have a translation for consumers in a natural language.
Speaking of consumers: Consumer protection preveils over smart contracts, i.e., consumer protection should not be restricted in a smart contract and consumers must not be disadvantaged compared with an off-chain contract. How this can be implemented in practice is, of course, another question.
As far as I understand, all these guidelines are not legally binding, but in the case of a court dispute they would most likely be applied in reaching a verdict. So far, there has not been a single lawsuit (in Austria) about smart contracts (some cases have been settled out of court). In one case, a user had complained that the promised tokens did not have the properties as promised during the airdrop.
(translated using https://www.deepl.com/)
This post is no legal advice whatsoever.
All pics by @stayoutoftherz
PS: Today is the world heart day!
made by @doze