Lieber Naturfreunde,
die Herbstzeit ist da und heuer ist bei uns wieder mal Pilzzeit, nachdem letztes Jahr kein einziger zu sehen war.
Vermutlich ein Flaschen-Stäubling (Lycoperdon perlatum).
Den Fliegenpilz (Amanita muscaria) erkenne sogar ich.
Aber bei den meisten anderen enthalte ich mich jeder Vermutung. Auch pflückte ich keinen einzigen, sondern beschränkte mich aufs Fotografieren.
Parasol?
Viele Pilze wachsen direkt aus einem Holzstamm oder Ast heraus. Besser gesagt, deren Fruchtkörper. Das Mycel (die Summe aller Pilzhyphen) hat sich im Innern (unsichtbar) meist schon seit Jahren ausgebreitet.
Vermutlich eine Hallimaschart (Armillaria sp.), einer der häufigsten Baumpilze überhaupt.
Die Hallimasche können sich pro Jahr um mehrere Meter ausbreiten und gehören zu den gefährlichsten Baumschädlingen, da sie sogar gesunde Bäume angreifen können.
Ein Hallimasch wurde im Jahr 2000 in einem Nationalpark in Oregon, USA vermessen: er erstreckte sich über 900 Hektar, sein Alter wurde auf bis zu 8650 Jahre und sein Gewicht auf bis zu 35.000 Tonnen geschätzt (Quelle)! Sicher das größte bekannte Lebewesen der Erde!
Wenn der Fruchtkörper des Pilzes einmal so frech aus einem noch lebenden, beblätterten Baum herausspriesst (wie hier der Fall), ist das kein gutes Zeichen für den Baum, sondern zeigt an, dass er bereits geschwächt ist und dass der Pilz, der z.B. über eine Verletzung eingedrungen ist, sich vermehren konnte. Ein gesunder Baum hat eine Art Immunsystem, das Pilzbefall abwehren kann (z.B. durch Absonderung von Harz).
Obwohl die Pilze eher als Zersetzer von Totholz bekannt sind und als Baumschädlinge, gibt es bei vielen Pilzen eine sehr enge Symbiose mit den Bäumen (=Mykorrhiza). Pilze helfen bei der Kommunikation zwischen den Bäumen und liefern den Bäumen dank ihrer viel feineren und weiter reichenden Fäden Wasser und Salze (Phosphat, Nitrat). Im Gegenzug liefern die Bäume Zucker (den die Pilze nicht selbst produzieren können). Man schätzt, dass bis zu einem Drittel der Zuckerproduktion der Bäume an die Pilze geht! Aber es gibt auch alle möglichen Formen von Mykorrhiza-Betrügern, also Pflanzen oder Pilze, die statt in einer Symbiose keine Gegenleistung liefern, sondern mehr oder weniger am "Partner" parasitieren.
Mitte Oktober blüht nicht mehr sehr viel, unter anderem die Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea).
Was haben wir denn da schon wieder?
Hat da jemand von diesem Parasol abgebissen? Es gibt Wildschweine in der Gegend, keine Ahnung, ob die gerne Pilze essen, aber anscheinend hat der nicht geschmeckt.
Die Feuchtigkeit lockt nicht nur Pilze heraus, sondern auch Feuersalamander (Salamandra salamandra) , die man sonst nur noch selten sieht. Dieser war sogar recht zutraulich.
Ich wünsche Euch noch einen schönen Herbst und gutes Gelingen beim Pilzesammeln.
All pics by @stayoutoftherz