Steintürme - ja oder nein?

in #hive-12156623 hours ago

Liebe Leser,
meine (eher konservative) X-Blase hat mir einen Artikel herangespült, in dem das Aufstellen von Steintürmchen oder -türmen eher kritisch betrachtet wurde. Die X-User hatten sich darüber lustig gemacht, weil im Artikel das übliche "Experten warnen" vorkam. Seit wann gibt es Steinturm-experten? Geologen werden es wohl nicht sein, die da warnen.

Auch ist in den Kommentaren von "wokem Exzess" die Rede. Doch die meisten Kritiker scheinen den Artikel gar nicht gelesen zu haben. Von "kultureller Aneignung" ist nämlich darin gar nicht die Rede.
Zwar wird erklärt, dass in manchen Gegenden und Religionen die Errichtung von Steintürmen tatsächlich eine jahrhundertealte Tradition ist, aber das macht das Aufschichten der Steine für eigene Zwecke noch lange nicht verwerflich, oder?

Es scheint jedenfalls in den letzten Jahren in Mode gekommen zu sein, ich habe sie heuer schon an 4 Plätzen gesehen (zwei Beispiele davon in diesem Post). Angeblich ist die Zunahme auch den social media zu verdanken, insb. Instagram. Ich halte zwar auch nichts von diesen "kulturelle Aneignung"-Berufsempörern, aber ist es nicht traurig, dass etwas, das ursprünglich einen religiösen Hintergrund hatte, mißbraucht wird als billiges Fotomotiv und einer Mode unterworfen ist wie Arschgeweihe und Hipsterhüte?

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Epirus, Griechenland, Bild (nicht der Steinturm) von @stayoutoftherz

Es gibt abseits der Kultur aber auch echte Gründe, die dagegensprechen:

  • Steine (insg. größere und/oder flache) sind Unterschlupf für Kleinstlebewesen, da sich unter Steinen ein ganz anderes Mikroklima findet (dunkel/feucht). Steine in Massen zu versetzen zerstört offensichtlich diese Mikro-Lebensräume und greift in die Nahrungskette ein, da diese Kleinstlebewesen Nahrung für andere Tiere sind.
  • Viele Wanderer würden gerne die Naturlandschaft genießen, so wie sie sich ursprünglich darstellt und nicht übersäht mit Steinpyramiden. Die sehen zwar oft nett aus, sind aber letztlich landschaftsverändernd.
  • Speziell im Gebirge können umfallende Steintürme ein Sicherheitsrisiko darstellen (z.B. im schlimmsten Fall einen Steinschlag auslösen).

Den einzigen Benefit, den ich in diesen Artefakten sehe, ist in großen Nationalparks (und mit schlechter Beschilderung). Hier können die Türme für Menschen, die sich verlaufen haben, ein Hinweis sein, wieder auf dem richtigen Weg zu sein. Aber damit hat es sich auch schon mit den Vorteilen.

Was meint Ihr dazu, habt Ihr selbst schon einmal einen Steinturm aufgeschichtet?

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Tirol, https://peakd.com/hive-127788/@stayoutoftherz/die-piccard-brucke

Sort:  

Das ist rundherum komplett lächerlich. Paßt also perfekt in unsere Zeit.

Diese Trends von Influencern oder anderen social media gehen irgendwie immer ziemlich lange an mir vorbei bis ich das dann (wie hier) ganz am Ende doch irgendwo mitkriege.
Ich frag mich immer, wie kommt man auf die Idee?


Hey @hannes-stoffel, here is a little bit of BEER from @isnochys for you. Enjoy it!

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Sollen die Leute halt Steine stapeln. Des ist mir relativ Egal. Ich selber mach des net. @udabeu stapelt auch gerne mal was oder? :-)

Ich mag es die zu sehen. Egal wo. Ergo.

Wenn wir über den Lebensraum und so weiter reden, müssen wir uns auch nochmal unsere Städte und Häuser und so weiter ansehen finde ich. Natürlich ist es ein Maß. Deswegen stapel ich ja net, weil ich weis, das des genug andere machen. ;-)

Salve

Alucian

Edit und zu Social Media und den Trends... Ich habe es Lieben gelernt, wo ich es die ganze Zeit gehasst habe. Weil Trends kurzweilig sind und das Interesse für Dinge hochhalten, welche ja auch Interessant sind für manche.

Des Verschwindet genauso, wie es gekommen ist und nur die großen Steine bleiben am Strand liegen und erzählen die Geschichte weiter, bis zur nächsten großen Welle, wo vielleicht sogar die weggespühlt werden und dafür neue große Steine angespühlt werden. :-)

This post was curated by @dimascastillo90 from the Visual Shots Team | Be part of our Curation Trail - Delegations are Welcome

Ich stapel manchmal auch Steintürmchen. Hat was meditatives.

Bei manchen ist es Kunst / Hobby! So wie bei uns in der Nähe im Reichswald (Vielleicht ja auch bald Nationalpark).

https://www.niederrhein-tourismus.de/attraktion/steinmaennchen-im-reichswald-35cbd23829

Kunst sicher, aber diese massive Anhäufung zerstört sicher Lebensraum.

Der @udabeu hatte vor Jahren mal Bilder mit einen kleinen Steinturm am Strand gepostet, aber sonst habe ich solche Türme noch nicht gesehen. Kann auch sein, dass unsere "Ostsee-Steine" zu rund und glatt sind und deshalb solche Türme in meiner Heimat nicht vorkommen.

Habs mal aus Langeweile am Dtrand gemacht, aber dann wars auch direkt wieder verworfen.
!LOL

The other day I sent my girlfriend a huge pile of snow.
I called her up and asked “Did you get my drift?”

Credit: reddit
@stayoutoftherz, I sent you an $LOLZ on behalf of mein-senf-dazu

(1/8)
Farm LOLZ tokens when you Delegate Hive or Hive Tokens.
Click to delegate: 10 - 20 - 50 - 100 HP

Mir würde dafür die Geduld fehlen, aber das ist wahrscheinlich die Motivation dafür, zur Ruhe kommen, entspannen, Therapie.

Ich erachte das Anhäufen, Aufeinanderstapeln und Anordnen von Natursteinen für eine tolle Art der Beschäftigung. Wer es bevorzugt, sich dabei gänzlich auf die runden Exemplare ohne Ecken und Kanten zu beschränken, der wäre auch im Lego-Land gut aufgehoben.
Wer dagegen die Steine aus der Erde gräbt, um sein Land fruchtbar zu machen und die Ausgrabungsfunde dazu nutzt, eine Schutzmauer gegen die Stürme zu errichten, dem werden noch in vielen Jahren Generationen dankbar sein.

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In meiner Behausung umgeben Weinkeller und Küche 60 cm dicke Natursteinwände. Das Stapeln hat sich jedenfalls gelohnt. Eine bessere Isolation und ein besseres Raumklima findet man selten.