Liebe Leser,
meine (eher konservative) X-Blase hat mir einen Artikel herangespült, in dem das Aufstellen von Steintürmchen oder -türmen eher kritisch betrachtet wurde. Die X-User hatten sich darüber lustig gemacht, weil im Artikel das übliche "Experten warnen" vorkam. Seit wann gibt es Steinturm-experten? Geologen werden es wohl nicht sein, die da warnen.
Auch ist in den Kommentaren von "wokem Exzess" die Rede. Doch die meisten Kritiker scheinen den Artikel gar nicht gelesen zu haben. Von "kultureller Aneignung" ist nämlich darin gar nicht die Rede.
Zwar wird erklärt, dass in manchen Gegenden und Religionen die Errichtung von Steintürmen tatsächlich eine jahrhundertealte Tradition ist, aber das macht das Aufschichten der Steine für eigene Zwecke noch lange nicht verwerflich, oder?
Es scheint jedenfalls in den letzten Jahren in Mode gekommen zu sein, ich habe sie heuer schon an 4 Plätzen gesehen (zwei Beispiele davon in diesem Post). Angeblich ist die Zunahme auch den social media zu verdanken, insb. Instagram. Ich halte zwar auch nichts von diesen "kulturelle Aneignung"-Berufsempörern, aber ist es nicht traurig, dass etwas, das ursprünglich einen religiösen Hintergrund hatte, mißbraucht wird als billiges Fotomotiv und einer Mode unterworfen ist wie Arschgeweihe und Hipsterhüte?
Epirus, Griechenland, Bild (nicht der Steinturm) von @stayoutoftherz
Es gibt abseits der Kultur aber auch echte Gründe, die dagegensprechen:
- Steine (insg. größere und/oder flache) sind Unterschlupf für Kleinstlebewesen, da sich unter Steinen ein ganz anderes Mikroklima findet (dunkel/feucht). Steine in Massen zu versetzen zerstört offensichtlich diese Mikro-Lebensräume und greift in die Nahrungskette ein, da diese Kleinstlebewesen Nahrung für andere Tiere sind.
- Viele Wanderer würden gerne die Naturlandschaft genießen, so wie sie sich ursprünglich darstellt und nicht übersäht mit Steinpyramiden. Die sehen zwar oft nett aus, sind aber letztlich landschaftsverändernd.
- Speziell im Gebirge können umfallende Steintürme ein Sicherheitsrisiko darstellen (z.B. im schlimmsten Fall einen Steinschlag auslösen).
Den einzigen Benefit, den ich in diesen Artefakten sehe, ist in großen Nationalparks (und mit schlechter Beschilderung). Hier können die Türme für Menschen, die sich verlaufen haben, ein Hinweis sein, wieder auf dem richtigen Weg zu sein. Aber damit hat es sich auch schon mit den Vorteilen.
Was meint Ihr dazu, habt Ihr selbst schon einmal einen Steinturm aufgeschichtet?
Tirol, https://peakd.com/hive-127788/@stayoutoftherz/die-piccard-brucke