Ich arbeite in einer Einrichtung für Menschen mit Handycap. Zuvor habe ich 12 Jahre lang in einem Pflegeheim gearbeitet. Aber nach der Geburt unserer Tochter war eine berufliche Veränderung nötig und der Wechsel zur neuen Arbeitsstelle war ein echter Glücksgriff.
Hier geht es wieder um den "Menschen". Förderung, Integration und Beschäftigung werden groß geschrieben. Auch wenn selbst hier die Bürokratie immer mehr die Oberhand gewinnt.
Aber das soll nicht das Thema sein.
Der Wohnbereich, wo ich arbeite, umfasst 10 Bewohner und 8 Kollegen ( ja, wie überall leider zu wenig ).
Im März wechselte die Leitung und somit wurde ein Team das in den letzten Jahren etwas in den Dornröschenschlaf versetzt war wieder zum Leben erweckt. Die Stimmung besserte sich mit dem "frischen Wind" und vergessene Ereignisse wie " Weihnachtsfeiern", "Runde Geburtstage" oder "Dienstjubiläen" wurden wieder Gesprächsthema.
So auch das 30-jährige Dienstjubiläum eines Kollegen. Was können wir machen, war die Frage. Brötchen und Sekt fürs Team und eine " Kleinigkeit" für den Jubilar standen auf dem Programm.
Ich erklärte mich bereit, mich hierum zu kümmern, ohne zu wissen wie schwierig sich das entwickeln würde. Sekt und Brötchen waren schnell geregelt.
Nun kam das Geschenk! Was schenkt man einem unfreiwilligen, äußerst introverierten Jungegesellen Mitte 50. Ein toller Kollege der aber sehr sensibel ist. Ein Mensch, der Dinge schnell persönlich nimmt.
Ein sarkastisches oder scherzhaftes Geschenk fiel also mehr oder weniger direkt aus. Jede Anspielung auf sein Singleleben, seine wenigen Haare oder seine nicht wenigen Eigenheiten konnte ich vergessen.
Eine schöne Reise in die Welt des Bieres hielt ich für eine super Idee. Wie ich von meinem lieben Gatten weiß freuen sich Männer immer sehr darüber. FEHLANZEIGE!! Wie ich von einem anderen Kollegen erfuhr trinkt der zu Beschenkende Krombacher, und NUR Krombacher Pils.
Auch mit anderen Leckereien wie Gin, Wisky oder Likör könne ich ihm keine Freude machen.
Auf Sauna- und Wellnessgutscheine musste ich ebenfalls verzichten. Auch ein Gutschein für ein Restaurant empfand ich aufgrund seines Beziehungsstatus für ungeeignet.
Eine andere Kollegin kam auf die Idee, ihm einen Gutschein für den Tabakladen zu holen, da das Rauchen doch das einzige Interesse wäre das sie von ihm kenne. Der Vorschlag wurde aber zum Glück, und nicht nur von mir, als recht unpassend verworfen.
Fresskorb, Wurststrauß, Süßigkeiten – und Teebaum. Alles Dinge von denen er den Großteil wahrscheinlich nicht mögen würde. So entwickelte sich die Kleinigkeit zum 30. Dienstjubiläum so langsam zu einer kleinen Mammutaufgabe.
Sicher hätte man einfach irgendwas kaufen können und fertig aber das ist nicht meins und macht mich extrem unzufrieden. Schließlich soll man sich über Geschenke ja freuen. Einen Tag vor einer Teambesprechung kam mir dann der Einfall ihm einen Adventskalender zu basteln. Wer freut sich nicht über sowas und dort kann man von allem etwas unterbringen.
Selbst kleine Anspielungen wie eine Tütensuppe für den Single fallen in der Masse von 24 Törchen nicht ganz so ins Gewicht. Für eine kleine Feier zu der besagten Teambesprechung war es zwar leider zu spät aber für die Nächste Besprechung, 14 Tage später, konnten die Vorbereitungen beginnen.
Alles für den Bau des Kalenders fand ich in meinem Sammelsurium an Bastelmaterial. Nur den Inhalt musste ich zusammenkaufen.
Für alle 24 Türchen standen mir 50 Euro zur Verfügung. So viel war auch wirklich nötig, wenn ich sehe das ein Päckchen Tabak seiner Lieblingssorte heute schlappe 7 Euro kostet. Und damals als wir noch geraucht haben war in den Päckchen auch noch deutlich mehr drin.
Außer Rauchwaren fanden noch kleine Hygieneartikel, Süßigkeiten, Rubbellose, Gutscheine für die Pommesbude und die berits schon erwähnten Instantsuppen Platz. Mein Mann machte mich noch darauf aufmerksam dass etwas anlassbezogene Deko nicht fehlen dürfe.
Gesagt, getan und fertig war das gute Stück. Nun kann die Mini Jubiläumsparty am nächsten Mittwoch starten und ich hoffe mein lieber Kollege freut sich.
Euch wünsche ich noch eine schöne Woche!