Liebe Leser und Naturfreunde,
wenn man über den Alpengarten berichten will, kann man den botanischen Garten gleich daneben, beim Schloß Belvedere im 3. Wiener Bezirk nicht unerwähnt lassen. Der ist öffentlich frei zugänglich und zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert, als beschauliche Oase der Ruhe und des Ausklinkens aus der Alltagshektik. Ich hatte ihn am Rande schon einmal hier erwähnt.
Im Inneren eines Bambushains - sehr meditativ.
Von den Riesenmammutbäumen (Sequoiadendron giganteum), die es hier noch in meiner Kindheit gab, mussten mittlerweile 2 gefällt werden und den übrigen geht es auch nicht mehr gut.
Die zu den Zypressengewächsen zählenden Riesenmammutbäume, die 3000 (!) Jahre alt werden können, stammen aus feucht-kühlen Bergregionen Kaliforniens (sie heissen dort Redwood, weil das Kernholz markant rot gefärbt ist). Die trockenen Sommer in Wien machen ihnen zu schaffen, durch sie werden sie anfälliger für Schädlinge, z.B. den Mikropilz Bothryosphaeria dothidea. Auch leiden sie unter dem Thujenborkenkäfer.
Belvedere
Apropos Belvedere, das ist ein barockes Ensemble aus Schloss mit Gartenanlagen, von Versailles inspiriert, das sich Prinz Eugen von Savoyen 1714 bis 1723 anfertigen ließ. Hier wurde 1955 der österreichische Staatsvertrag unterschrieben. Seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe, ist es auch Sitz einer Gemäldegalerie und enthält eine große Klimt-Sammlung (z.B. auch den berühmten "Kuss").
Die wunderschöne Aussicht auf das Obere Belvedere mit dem Spiegelsee davor wird leider (wie so oft) getrübt durch etwas, was als moderne Kunst bezeichnet wird, in diesem Fall die Landekapsel eines Raumschiffs von eine Art Alien-Migranten der "Künstlerin" Goshka Macuga.
Gartenanlage mit Blick in Richtung Zentrum von Wien und einer der 4 Sphingenstatuen, die den Eingang "bewachen".
Mehr Eindrücke vom Belvedere unter anderem in diesem Post von @mers, denn heute soll es ja vor allem um den Alpengarten gehen.
Alpengarten
Der Alpengarten Wien, den man über das Oberen Belvedere oder den botanischen Garten erreicht, ist der älteste Alpengarten in Europa. Die Sammlung, "Alpinum" genannt, wurde ursprünglich 1803 im Schlosspark Schönbrunn von Erzherzog Johann gegründet. 1865 übersiedelte sie in den Belvederegarten.
Neben der Funktion als Schaugarten geht es heute vor allem darum, bedrohte Pflanzen des Alpenraums zu erhalten. Die Bundesgärten (die den Alpengarten betreuen, neben anderen Kostbarkeiten wie den Schlosspark Schönbrunn) beteiligen sich dazu an einem Samentauschprogramm mit weltweit hunderten botanischen Gärten und Institutionen.
Auf ca. 2500 m² sind über 4000 Pflanzenarten aus Alpingebieten der ganzen Welt zu besichtigen! Die Fülle an Pflanzen auf engstem Raum ist gar nicht überschaubar und so kann man nur staunend die Wege entlanggehen und die Artenvielfalt bewundern.
Der Eintrittspreis von 4,5€ (was mehr als angemessen ist angesichts des Aufwands der Erhaltung) schreckt offenbar viele Besucher ab - umso besser kann man hier, mitten in der Stadt, Ruhe geniessen als Ausgleich für den Touristentrubel nebenam im Belvedere 😄.
Links im Hintergrund Büros und Labore, wo die Botaniker ihrem Geschäft nachgehen.
Ab und zu lädt eine Bank zum Verweilen ein.
Die auffälligen Blüten im Vordergrund gehören der Schwarzäugigen Rudbeckie (Rudbeckia hirta) oder Rauer Sonnenhut, die aus den USA stammt und in Europa ein Neophyt ist.
Natürlich darf ein Enzian (Gentiana sp.) in keinem Alpengarten fehlen.
Aber es findet sich nicht nur Alpentypisches hier. Diese Agave parryi hat zum ersten Mal nach 40 Jahren geblüht. Der Blütenstand ist mit ca. 4m Höhe recht spektakulär.
Die Pflanze hat mit Ausbildung dieser Blüte ihre ganzen Resourcen aufgebraucht und stirbt ab. Sie lebt nur in ihren Samen weiter, die, falls sie keimen, eine Rosette bilden, die ebenfalls 40-50 Jahre braucht, bis sie wieder eine Blüte ausbildet.
Palisaden-Wolfsmilch (Euphorbia characias)
Ende Juli merkte man auch schon, dass der Höhepunkt der Blühperiode vorbei ist und es nicht mehr lange bis zum Herbst dauern wird.
Es gibt hier auch eine Bonsai-Sammlung mit vielen japanischen Bonsai, die zum Teil an die 100 Jahre alt sind.
Links und rechts zwei Ulmen (die rechte 80 Jahre alt), in der Mitte ein Ginko (Ginkgo biloba).
Eine prächtige Miniatur-Schwarzkiefer.
Ein Eichhörnchen im Blattdickicht wähnt sich unbeobachtet. Das war aber schon wieder ausserhalb der Bonsai-Abteilung 😁.
Vor allem Insekten lieben diesen Garten.
Am Blütenstand dieses Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) bedient sich nicht nur ein stattlicher Rosenkäfer (fam. Cetoniinae), sondern auch eine Wespe.
Auch die wunderschön anzuschauenden Blütenstände der Kugeldisteln (Echinops sp.) sind ein Paradies für Insekten.
Auf dieser hier machen sich gleich 2 Borstige Dolchwespen zu schaffen.
Es gibt auch eine Abteilung mit Moorpflanzen.
Und schon ist unser kleiner Rundgang zu Ende. Ich hoffe, die Bilder überzeugen Euch, den Alpengarten demnächst zu besuchen!
Öffnungszeiten:
Montag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
Eintrittspreis:
4,5€
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Belvedere
https://www.bundesgaerten.at/belvederegarten/alpengarten.html
All pics by @stayoutoftherz
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!pinmapple 48.18904 lat 16.38227 long Alpengarten Wien d3scr