Deutsch:
Heute zeichnen wir den "Tag der gleichen Bezahlung" - also den Equal Pay Day. Heißt: Bis zum heutigen Tag mussten Frauen in Deutschland arbeiten, um die gleiche Bezahlung zu erhalten wie Männer, die bereits seit dem 1. Januar 2023 "in die eigene Tasche wirtschafteten".
Dabei fiel der errechnete Equal Pay Day erneut auf den 7. März und erneut ist eine Lohnlücke - Gender Pay Gap - von 18 Prozent zu verzeichnen. Im Jahr 2022 verdienten Frauen also im Durchschnitt 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer.
Eine ganz wesentliche Ursache für die nach wie vor großen Verdienstunterschiede ist die hoch Teilzeitquote von Frauen. Männer kommen im Schnitt auf 148 Stunden bezahlte Arbeit pro Monat, Frauen dagegen nur auf 121. Wenn Frauen dann das erste Kind bekommen, was in Deutschland beim errechneten Durchschnittsalter von 30,5 Jahren liegt, steigt dieser Wert noch an. Der Grund: Frauen reduzieren häufig ihre monatliche Arbeitszeit, während die Arbeitsstunden bei Männern ansteigen. Am eklatantesten fällt diese Lücke bei Menschen zwischen 39 und 41 Jahren aus - sie liegt hier bei 23 Prozent.
Damit liegt Deutschland im EU-Vergleich nur auf Rang vier. Nur in Österreich, den Niederlanden und Italien sehen die Zahlen noch schlechter aus.
In der Kunst fällt die Lohnlücke übrigens noch höher aus - hier liegt sie bei 20 Prozent. Dies liegt an wesentlichen 5 Punkten. 1. Frauen wird in Film und Fernsehen weniger zugetraut. Sie treten deutlich weniger als Expertinnen auf, werden schlicht weniger nachgefragt. Im deutschen Film sind die Angebote für Frauen ab 45 Jahren rar. Und wenn es Rollen gibt, sind dies meist die betrogene Ehefrau oder Großmütter - sehr klischeehaft. Noch ein Beispiel: im Orchester sind Solistinnen deutlich unterrepräsentiert, obwohl der Anteil der Frauen in einem Orchester bei 40 Prozent liegt. Punkt 2: Kunst von Frauen ist deutlich weniger wert. Kunstwerke von weiblichen Künstlerinnen werden um die 46 Prozent schlechter bezahlt. Bei den teuersten Künstlern dieser Welt ist nicht eine Frau zu finden. 3. Familie und Beruf lassen sich auch in der Welt der KünstlerInnen schlecht vereinbaren. 4. Kunst von Frauen ist viel weniger sichtbar. Und 5. Tatsächlich werden Spitzenposten wie der des Intendanten viel häufiger von Männern an Männer vergeben. Hier spielt der sogenannte "Buddy-Index" eine Rolle.
Selbst wenn man den Gender Pay Gap um den Punkt "das ist keine Diskriminierung, dafür gibt es Erklärungen" bereinigt, liegt die Lohnlücke immer noch bei 7 Prozent.
Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Studie der Uni Bamberg aus dem Jahr 2015. Das Fazit: Dringen Frauen in vermeintliche Männerberufe vor, werden diese oft entwertet. Soll heißen: Steigt der Frauenanteil im Beruf, sinkt das Lohnniveau. Allerdings nicht etwa, weil die Löhne beider Geschlechter sinken, sondern vielmehr, weil dann mehr Frauen, die schlechter bezahlt werden, in diesem Beruf arbeiten. Umgekehrt ist es jedoch, wenn Männer in klassische Frauenberufe vordringen. Das kann einen positiven Einfluss haben. Man höre und staune: noch während des zweiten Weltkriegs war das Programmieren eine Frauen-Domäne. Danach drehte es sich um. Heute ist das Programmieren "Männer-Arbeit" und wird extrem gut bezahlt.
Und noch eine interessante Studie mit Grundschulkindern. Gibt man Mädchen die weiblichen Berufsbezeichnungen vor, wie zum Beispiel Pilotin, Ärztin oder Ingenieurin, trauen sich deutlich mehr Mädchen diese Berufe zu. Ebenso bei Jungs. Gibt man ihnen die männlichen Bezeichnungen für vermeintlich klassische Frauenberufe, steigt auch bei ihnen die Bereitschaft, das als Beruf in Betracht zu ziehen. Wie bei Pfleger, Erzieher oder Arzthelfer. Gibt man Jungen dagegen die weiblichen Bezeichnungen ist die Abneigung immens hoch - wie bei Krankenschwester.
English:
Today we draw Equal Pay Day. In other words, to this day, women in Germany have had to work in order to receive the same pay as men, who have been "earn in their own pocket" since January 1, 2023.
The calculated equal pay day fell again on March 7th and again a wage gap - gender pay gap - of 18 percent was recorded. In 2022, women earned an average of 18 percent less per hour than men.
A very important reason for the still large differences in earnings is the high proportion of women working part-time. Men average 148 hours of paid work per month, women only 121. When women then have their first child, which in Germany is the calculated average age of 30.5 years, this value increases. The reason: Women often reduce their monthly working hours, while men's working hours increase. This gap is most striking among people between the ages of 39 and 41 - it is 23 percent here.
This puts Germany in fourth place in an EU comparison. Only in Austria, the Netherlands and Italy are the numbers even worse.
Incidentally, the wage gap in art is even higher - here it is 20 percent. This is due to 5 key points. 1. Women are less trusted in film and television. They appear significantly less as experts and are simply less in demand. In German film, offers for women over 45 are rare. And if there are roles, these are usually the betrayed wife or grandmothers - very clichéd. Another example: female soloists are clearly underrepresented in an orchestra, although the proportion of women in an orchestra is 40 percent. Point 2: Art by women is worth significantly less. Works of art by female artists are paid 46 percent less. There is not a woman to be found among the most expensive artists in the world. 3. Family and career are also difficult to reconcile in the world of artists. 4. Art by women is much less visible. And 5. In fact, top positions such as director are far more often given by men to men. The so-called "buddy index" plays a role.
Even if you adjust the gender pay gap for the point "this is not discrimination, there are explanations for that", the pay gap is still 7 percent.
A study by the University of Bamberg from 2015 is interesting in this context. The conclusion: If women advance into supposedly male jobs, these are often devalued. In other words, if the proportion of women in the workforce increases, the wage level falls. Not because the wages of both sexes are falling, but rather because more women who are paid less will then work in this profession. It is the other way around, when men advance into classic women's jobs. That can have a positive impact. Listen and be amazed: even during the Second World War, programming was still a women's domain. After that it turned around. Today, programming is "men's work" and is extremely well paid.
And another interesting study with elementary school children: If you give girls the female job titles, such as pilot, doctor or engineer, significantly more girls dare to do these jobs. Likewise with boys. If you give them the masculine designations for supposedly classic women's jobs, they are also more willing to consider this as a job. As with mail nurses, educators or medical assistants. On the other hand, if boys are given feminine names, the aversion is immense - as with nurses.
(For the englisch version has to be said: There are almost no female job titles in English, so the last argument is difficult to present. In German there is a female equivalent for every male job title, but unfortunately this is rarely used.)