Die Erinnerung und die Tür...

in #deutsch2 years ago

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Jede/r kennt das: man geht von Raum A in Raum B und schon hat man vergessen, was man eigentlich wollte... Im Wohnzimmer weiß man noch, dass man eine Gabel holen wollte, in der Küche dreht man sich im Kreis und fragt sich, "warum zum Teufel bin ich nochmal von der Couch aufgestanden?". Und je mehr Meter und Räume eine/r zurücklegt, desto weniger Merk-Vermögen hat das Gehirn.

Soweit nix Neues. ABER! Dieses Phänomen, ja es ist tatsächlich ein Phänomen und hat gar nix mit Alzheimer, Demenz oder totaler Vergesslichkeit zu tun, also dieses Phänomen nennt sich "Türschwelleneffekt" - oder "Door Way Effect".

Somit, puh, können wir alle aufatmen. Der "Türschwelleneffekt" tritt schlicht bei jedem/r auf. Und er besagt, geht man vom Wohnzimmer durch eine Tür, schreitet also über eine Türschwelle, kann man im nächsten Raum schon wieder vergessen haben, warum man eben dort hinwollte. Und je mehr Räume zwischen Gedanke und Ausführung liegen, desto schwerer hat es das Erinnerungsvermögen.

Herausgefunden haben das übrigens Forscher aus den USA und Australien. Die haben Tests mit Probanden gemacht und diese durch Wohnungen geschickt, mit dem Auftrag dieses oder jenes zu holen, aufzuschreiben, zu tun. Das Resultat: je umständlicher die Probanden durch die Räumlichkeiten, also über Türschwellen, geschickt wurden, desto einfacher fiel das Vergessen der eigentlichen Aufgabe.

Der Grund für diesen Effekt ist im Aufbau unseres Gedächtnisses zu finden. Wir speichern Erinnerungen nicht in linearer Zeitfolge ab, sondern verknüpfen sie mit Ereignissen, Orten, Musik, Emotionen oder (eigenen) Zuständen. Und wenn wir uns im Wohnzimmer etwas vornehmen, wissen wir es in der Küche nicht mehr, weil beim Verlassen des Wohnzimmers der Vorgang "Wohnzimmer" abgeschlossen wird. Das neue Kapitel heißt "Küche" und damit ist die Erinnerung an den Vorgang "Wohnzimmer" schwerer zu öffnen, als noch im Wohnzimmer stehend oder sitzend.

Übrigens: der "Türschwelleneffekt" greift auch dann, wenn wir, wie es heute angesagt ist, in einer Wohnung mit einem großen Raum für Wohn- und Esszimmer und offener Küche leben, sprich: wenn es zwischendrin gar keine Türen, ergo auch keine Türschwellen, gibt. Der Effekt ist dann zwar nicht ganz so krass, dennoch ist er merklich vorhanden. Ganz einfach deshalb, weil unser Gehirn trotz des einen Raums für (fast) alle Lebensbereiche, klare Grenzen zwischen den einzelnen Tätigkeitsfeldern zieht, imaginäre Trennlinien quasi. Wohnzimmer heißt entspannen, Küche kochen, Esszimmer essen (oder arbeiten). Obwohl es also keine physischen Grenzen wie eine Tür gibt, bauen wir im Kopf dennoch eine auf... weil der "Zustand" in jedem Raum, hier also in jedem Bereich, gemeinhin ein anderer ist.

Und noch was: schön ist, suchen wir z.B. unsere Wohnungsschlüssel in jedem Raum, also der ganzen Wohnung, hebt sich der Effekt auf. Einfach deshalb, weil wir uns auf eine einzige Sache konzentrieren.
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Ich für meinen Teil muss sagen, das beruhigt mich doch sehr. Passiert mir doch seeeeehr häufig 😀